Tinnitus in der Tibetischen Medizin
Ein Beitrag von Dr. Florian Ploberger
In dem bedeutendsten Werk der Tibetischen Medizin „rgyud bzhi“ ist ein ausführliches Kapitel, nämlich das 30. des dritten Abschnittes, dem Thema „rna nad“, wörtlich „Erkrankung der Ohren“ gewidmet. Auch Tinnitus wird hier im Detail mit den entsprechenden Ursachen, Symptomen sowie Therapiemöglichkeiten beschrieben. Tinnitus weist in der Tibetischen Medizin einen starken Bezug zu rlung-Krankheitsbildern auf. Dieser Begriff wird in der deutschen Sprache oft mit „Wind“ wiedergegeben.
Als Ursache der rlung-Krankheitsbilder und des Tinnitus im Speziellen wird auf geistiger Ebene ein Überschuss an „Begierde“ angesehen. Wir sind mit dem Erreichten nicht zufrieden, haben Sehnsucht nach Dingen, geistigen Eigenschaften etc., die wir nicht besitzen.
rlung (dt. Wind)
Die Ursache jeglichen Leidens (insgesamt soll es 84.000 verschiedene Krankheitsbilder geben) liegt laut Tibetischer Medizin in „ma rig pa“, im Deutschen oft mit „Unwissenheit“ übersetzt. Diese Unwissenheit besteht auf diversen Ebenen. Wir wissen nicht, wer wir sind, wie wir uns zu verhalten haben, welche Umgebung uns gut tut, welche Nahrungsmittel und Medikamente wir einnehmen können.
Weitere Ursachen für rlung und hiermit auch eines Burnouts sind laut Tibetischer Medizin: zu häufige Sexualität bei Männern, Geburten bzw. Stillen bei Frauen, intensive Blutverluste, Schlafmangel; erschöpfende Tätigkeiten mit Körper, Rede und Geist oder Fasten.
Ausgehend von einer präzisen Diagnostik, welche die Analyse des Pulses, die Betrachtung des Urins sowie die Befragung des Patienten beinhaltet, gibt der Arzt nun individuell an den Patienten angepasste Ernährungs- und Verhaltensempfehlungen. Sollten diese nicht effizient genug sein, kommen darüber hinaus sogenannte äussere Therapien wie beispielsweise Bäder, Massagen und die Goldene-Nadel-Akupunktur zur Anwendung. Am effizientesten werden individuell an die Befindlichkeit des Patienten angepasste tibetische Pillen angesehen. Diese Pillen werden 2 bis 3 Mal täglich mit heißem Wasser eingenommen.
An dieser Stelle noch einige allgemeine Empfehlungen: um laut rgyud bzhi rlung zu behandeln, ist das äussere Einreiben des Körpers mit Sesamöl sowie die Einnahme von Samen und Ölen, Eiern, Butter, (Pferde-, Esel- und Murmeltier)-Fleisch sowie Knochensuppen anzuraten. Darüber hinaus sollte man sich unter einen schattigen Baum setzen und sich lediglich mit Menschen umgeben, die einem wohlgesonnen sind.
Literaturempfehlungen zur Tibetischen Medizin:
Die Grundlagen der Tibetischen Medizin,
Übersetzung des Werkes „Fundamentals of Tibetan Medicine“ der Men-Tsee-Khang Publications,
2. Auflage, Schiedlberg: Bacopa.
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Wurzeltantra und Tantra der Erklärungen der Tibetischen Medizin,
2. Auflage, Schiedlberg: Bacopa.
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Das letzte Tantra aus Die vier Tantra der Tibetischen Medizin,
Schiedlberg: Bacopa.
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Autor:
Dr. med. FLORIAN PLOBERGER, B.Ac., MA
TCM-Arzt, Univ.-Lektor, Präsident der ÖAGTCM, Tibetologe, Fachbuchautor, www.florianploberger.com
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Dr. med. Florian Ploberger, B.Ac., MA, TCM-Arzt, Tibetologe, Fachbuchautor. Internationale universitäre und interdisziplinäre Lehrtätigkeit und zahlreiche Publikationen in den Themenbereichen Tibetische Medizin und TCM. Präsident der Österreichischen Ausbildungsgesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin (ÖAGTCM).
Mehrere Bücher veröffentlicht. (Schwerpunkte: Westliche Kräuter aus Sicht der TCM sowie Tibetische Medizin). Von der Direktion des Men-Tsee-Khang (Institut für Tibetische Medizin und Astrologie in Dharamsala, Nordindien) mit der Übersetzung der ersten beiden und des letzten Teils des bedeutendsten Werkes der Tibetischen Medizin (rgyud bzhi) beauftragt. Weitere Informationen finden Sie unter www.florianploberger.com