Die Diskussion über den Sinn oder Unsinn der Homöopathie hat in letzter Zeit wieder Fahrt aufgenommen. Kritiker werfen Globuli und Co. vor, so gut wie keine Wirkstoffe zu enthalten und schon deshalb völlig nutzlos zu sein. Obendrein sei eine Heilwirkung wissenschaftlich nicht nachzuweisen und eine Erstattung der Kosten durch die Krankenkassen schlicht nicht zu rechtfertigen. Auf der anderen Seite hat mehr als die Hälfte der Bundesbürger schon einmal homöopathische Arzneimittel benutzt und weit über 70 Prozent waren mit der Wirkung sehr zufrieden. Wie ist das möglich? Alles nur der Placeboeffekt, also Einbildung?
Die Sonderrolle der Homöopathie in Deutschland
Der Hauptgrund der Kritik ist nicht die Wirksamkeit der Homöopathie, sondern schlicht „Geld“. Die Gemeinschaft der Versicherten soll nicht für die Kosten einer Behandlung aufkommen müssen, deren Heilnutzen nicht nachgewiesen ist, so die Argumentation.
Tatsächlich nimmt die Homöopathie in Deutschland eine Sonderrolle ein, die es den Krankenkassen gestattet, die Kosten für „besondere Therapieformen“ als freiwillige Leistungen zu erstatten. Einige wenige Krankenkassen übernehmenBehandlungsmethoden wie Akupunktur oder Heilpraktikerleistungen zu 100% (z.B. die Private Krankenversicherung der ottonova).
Anders ist das mit den Kosten für homöopathische Arzneimittel. Die meisten homöopathischen Arzneimittel zahlen die Patienten aus eigener Tasche. Und so beträgt der Anteil homöopathischer Behandlungen und Arzneimittel an den Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen auch nur 0,003 Prozent. Dieser Kritikpunkt entbehrt mithin einer sachlichen Grundlage.
Der Mensch steht im Mittelpunkt, nicht das Symptom
Während einige Naturheilverfahren wie Teile der Traditionellen Chinesischen Medizin, Akupunktur und Akupressur längst auch an deutschen Kliniken Anwendung finden, wird die Wirksamkeit der Homöopathie immer wieder infrage gestellt. Und das, obwohl viele Schulmediziner inzwischen auch Homöopathie anbieten. Sie sehen die Homöopathie als Ergänzung zur Schulmedizin, nicht zuletzt auch, weil sie den Menschen als Ganzes betrachtet und nicht isoliert ein Symptom. Der Heilpraktiker nimmt sich Zeit für seine Patienten und lässt auch die psychischen Einflüsse auf eine Erkrankung nicht außer Acht. Wie bedeutsam die Willenskraft des Patienten bei der Bekämpfung auch schwerster Erkrankungen sein kann, weiß jeder Mediziner. Diese Willenskraft macht sich die Homöopathie zunutze. Denn Heilung beginnt immer im Kopf, das ist eine auch wissenschaftlich nachgewiesene Tatsache. Negative Gedanken und Gefühle produzieren Stresshormone, die auf Dauer schlicht krank machen. Studien haben gezeigt, dass zwei Drittel aller Erkrankungen von psychischen Problemen verursacht werden.
Vergessene Selbstheilungskräfte
Es ist also gar nicht die Frage, ob homöopathische Arzneimittel zu wenig Wirkstoffe enthalten oder nicht, sie wirken positiv auf die Einstellung des Patienten und aktivieren damit die Selbstheilungskräfte, deren Existenz weder von Medizinern noch von der Wissenschaft bestritten werden. Das hat die Wissenschaftsjournalistin Jo Marchant in ihrem Buch „Heilung von Innen – Die neue Medizin der Selbstheilungskräfte“ eindrucksvoll beschrieben. Manchmal müssen diese Selbstheilungskräfte aber von außen angestoßen werden, um ihre Arbeit zu tun. Denn der moderne Mensch hat verlernt, auf seine Selbstheilungskräfte zu vertrauen. Dabei können wir zuschauen, wie eine Wunde ganz von selbst heilt, wie der Schmerz verschwindet und mit der Zeit vielleicht nur eine kleine Narbe übrig bleibt. Und das geschieht ganz ohne unser Zutun. Das müsste den Kritikern der Homöopathie doch wenigstens zu denken geben.
Spezialist für Fachbücher aus Akupunktur, Traditioneller Chinesischer Medizin, Qigong, Naturheilverfahren, Homöopathie und Physiotherapie. Jährlich auf vielen, wichtigen Kongressen wie der TCM-Kongress in Rothenburg, dem ASA-Kongress und dem Tao-Kongress in Österreich vertreten. Seit Jahren Verlagsleiter eines Verlages für TCM, Akupunktur und Homöopathie.