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Interview mit Elke Heßdörfer zu ihrem Buch „Chronische Blasenentzündung: Alles was Sie wissen sollten, um wiederkehrende Blasenentzündung für immer loszuwerden“

  1. Frage: Frau Heßdörfer, vielen Dank für die Gelegenheit, über Ihr Buch zu sprechen. Wiederkehrende Blasenentzündungen verursachen oft einen hohen Leidensdruck bei Betroffenen. Was hat Sie dazu motiviert, dieses Buch zu schreiben, das sich genau mit diesem Thema befasst? Ich sehe speziell als Urologin sehr viele weibliche Patienten mit Blasenentzündungen und darunter viele mit wiederkehrenden Blasenentzündungen. Seit mehr als zehn Jahren empfehle ich bei den wiederkehrenden Blasenentzündungen anders als die normale Schulmedizin einen ganzheitlichen Therapieansatz, da ich der festen Überzeugung bin, dass nur der Blick auf das Immunsystem, das überwiegend im Darm sitzt, sinnvoll ist um die Entzündungen in den Griff zu bekommen. Da die Zusammenhänge zwischen Darm, Dambakterien, Ernährung und Mikronährstoffen so komplex sind, hatte ich die Idee dies für Laien halbwegs verständlich niederzuschreiben um Betroffenen neue Therapieansätze zu eröffnen.
  1. Frage: In Ihrem Buch sprechen Sie über die verschiedenen Ursachen für chronische Blasenentzündungen, darunter Schädigungen der Darmflora und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Könnten Sie etwas genauer erklären, wie diese Faktoren zu Blasenentzündungen beitragen und welche Rolle sie in Ihrer ganzheitlichen Behandlungsansatz spielen?
    Mit ihrer enorm großen Oberfläche von den etwa 400-500 Quadratmeter stellt die Darmschleimhaut ein potentielles Einfallstor für viele krankheitserzeugende Schadstoffe dar, denn sie ist die Nahtstelle zwischen der äußeren Umwelt und dem Körperinneren. Das Darminnere, auch wenn tief im Körper gelegen, zählt dabei als außerhalb des Körpers. Die Darmschleimhaut ist also auch eine Barriere zwischen außen und innen, um Allergene, unvollständig verdaute Nahrungsbestandteile, Bakterien und ihre Bruchstücke sowie Giftstoffe vom Körperinneren fernzuhalten. Deswegen patroulliert das Immunsystem entlang dieses Grenzwalls. Die aktuelle Forschung findet immer mehr heraus, dass eine gestörte Darmbakterienzusammensetzung durch zu viel Antibiotikaeinnahme oder falsche Ernährung sowie ein in der Folge durchlässiger oder löchriger Darm die Ursache für eine stille oder niedrigschwellige Entzündung des Immunsystems ist. Zusätzlich können einzelne Nahrungsmittel im Darm eine fälschliche Aktivierung von Immunzellen auslösen und so auch eine Grundlage für eine stille Infektion des Immunsystems schaffen. Und das besonders, wenn gleichzeitig ein löchriger Darm besteht.
  1. Frage: Antibiotika werden oft als Standardbehandlung für Blasenentzündungen eingesetzt, aber Ihr Buch präsentiert alternative Ansätze. Warum wirken Antibiotika Ihrer Meinung nach bei chronischen Blasenentzündungen nicht mehr und welche alternativen Behandlungsmethoden empfehlen Sie? Antibiotika wirken schon, aber sie verhindern nicht den nächsten Infekt. Und bis auf Nitrofurantoin und Nitroxolin sind die bei Blasenentzündungen eingesetzten Antibiotika Breitbandantibiotika, d.h. sie wirken leider auch ungewollt auf die gesunden Bakterien im Darm und der Scheide und schwächen somit das Immunsystem. Der nächste Infekt ist also vorprogrammiert. Den kann auch in der Regel eine drei bis sechs Monate verabreichte Niedrigdosisgabe eines Antibiotikums nach dem Absetzen des Präparates nicht verhindern.
  1. Frage: Sie erwähnen die Verbindung zwischen der Blasenentzündung und dem Immunsystem. Könnten Sie näher erläutern, wie das Immunsystem in den Prozess der Blasenentzündung involviert ist und wie man es stärken kann, um die Heilung zu fördern? Entsteht aufgrund einer gestörten Darmbakterienbesiedelung ein löchriger Darm oder gelangen zuviele Endotoxine von Darmbakterien ins Blut, führt dies zu einer Freisetzung entzündungsfördernder Botenstoffe des Immunsystems. Mit anderen Worten: das Immunsystem ist im Dauerkampfmodus und so beschäftigt, dass es beispielsweise nicht mehr in der Lage ist, in die Blase eingedrungene Erreger abzuwehren. Pro-und Präbiotika helfen hier diesen Prozess der Überregulerung des Immunsystems zu stoppen.
  2. Frage: Viele Frauen, die unter wiederkehrenden Blasenentzündungen leiden, suchen nach praktischen Tipps, um ihre Beschwerden zu lindern und langfristig loszuwerden. Welche Ratschläge geben Sie in Ihrem Buch für diese Leserinnen? Hier die wichtigsten:
    – Trinken Sie 1,5l bis 2l Wasser, um die Blase zu spülen und die Ausscheidung von Bakterien zu fördern.
    – Halten Sie sich warm und setzen Sie sich nicht auf kalte Steine oder Treppen.
    – Schützen Sie sich vor Unterkühlung und Nässe.
    – Entleeren Sie nach dem Sex immer die Blase, um Bakterien aus der Harnröhre herauszuspülen.
    – Meiden Sie Whirlpools.
    – Verwenden Sie luftdurchlässige Slipeinlagen.
    – Wechseln Sie Slipeinlagen, Binden und Tampons, sobald sie feucht sind
  1. Frage: Neben den Betroffenen selbst könnten auch pharmazeutische und medizinische Fachkräfte von Ihrem Buch profitieren. Welche spezifischen Einblicke oder Informationen bieten Sie diesen Berufsgruppen, die sie in ihrer Arbeit mit Patienten mit chronischen Blasenentzündungen nutzen können? Mein Therapieansatz ist wie ja schon der Name des Ratgebers sagt ganzheitlich, was nicht der Denkweise unserer westlichen Medizin entspricht. Insofern ist das Buch für alle interessant, die nach Ursachen von Erkrankungen suchen und nicht nur Diagnosen behandeln.
  1. Frage: Abschließend, was ist Ihrer Meinung nach die wichtigste Botschaft, die Leserinnen aus Ihrem Buch mitnehmen sollten, besonders wenn sie unter wiederkehrenden Blasenentzündungen leiden? Versuchen Sie möglichst wenig Antibiotika zu nehmen.

Vielen Dank, Frau Heßdörfer, für Ihre Zeit und Ihre Einblicke in dieses wichtige Thema.


Elke Heßdörfer

Chronische Blasenentzündungen

Ein Ratgeber zur ganzheitlichen Behandlung

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