Frau Kaffka, Ihr neuestes Buch „Chinesische Heilkunde für Frauen“ ist aus dem früheren Titel „Zu den Quellen weiblicher Kraft“ entstanden. Was ist an dem Buch anders?
Nach einigen Jahren muss in der Regel ein Buch aktualisiert werden. Im Zuge dessen hatte ich einfach das Bedürfnis, zwei Themen hinzu zunehmen: Einmal das Thema Brustkrebs als eine der mit am häufigsten auftretenden Erkrankungen bei Frauen und das Thema Kinderwunsch, da ich in den letzten Jahren viel mit Kinderwunsch-Patienten gearbeitet habe. Mein Anliegen war, zu beiden Themen möglichst komprimiert wichtige Akzente zu setzen, sowohl für die betroffenen Frauen, aber auch für Behandler.
Damit ist das Buch nicht wesentlich anders als vorher, nur eben überarbeitet und erweitert. Diejenigen, die das Buch „Zu den Quellen weiblicher Kraft“ bereits haben und kein spezielles Interesse an den hinzugenommenen Themenbereichen haben, brauchen es sich also nicht noch einmal zu kaufen.
Ist dieser Titel für Therapeuten, für Patientinnen oder für beide geeignet?
Das Buch ist sicherlich für beide geeignet. Mein wichtigster Ansprechpartner ist aber die Frau – die Patientin oder eben die interessierte und offene Frau, die mehr über sich und ihren weiblichen Körper erfahren möchte. Keine andere Medizin wie die Chinesische kann körperliche Zusammenhänge so plastisch und nachvollziehbar darstellen, so nah am Erleben des eigenen Körpers. Und dann zusätzlich auch noch psycho-emotionale Verbindungen aufzeigen, die immer dazugehören.
Für Therapeuten/innen ist das Buch dann interessant, wenn die Gynäkologie des/r jeweiligen Behandlers/in nicht zu ihrem Behandlungsalltag gehört, also nicht ihr Haupttherapiegebiet ist. Unter diesen Umständen können Behandler schnell verständliche Darstellungen von allen wichtigen gynäkologischen Erkrankungen in dem Buch finden, sowohl aus westlicher als auch aus chinesisch-medizinischer Sicht Praktische Behandlungsmöglichkeiten und wertvolle Tipps ergänzen das jeweilige Krankheitsbild.
Wie sehr können Frauen ihr Wohlbefinden, Fruchtbarkeit und später auch die Wechseljahre (im Einklang mit den Fünf Wandlungsphasen) selbst beeinflussen?
Im Praxisalltag kann ich sehr genau beobachten, wie geistige Einstellungen unsere körperlichen Energien mit beeinflussen. Wenn sich eine Frau in ihrem Alltag um ein Gleichgewicht ihrer körperlichen und psychischen Energien durch Bewegung, ausgewogene Ernährung und geistige Entspannung bemüht, hat das Einfluss auf ihre Gesundheit, auf ihren Energiefluss und damit auf ihre gynäkologische Situation.
Wir alle bringen in unser Leben eine bestimmte Grundkonstellation mit mehr oder weniger ausgeprägten Stärken und Schwächen mit. Diese verschlechtert sich in der Regel im Laufe unseres Lebens einmal durch das Leben an sich und durch ungünstige Lebensgewohnheiten. Wissen wir allerdings, worin die Schwachpunkte unserer Konstitution bestehen und wie wir diesen Schwächen durch konkrete Maßnahmen (wie Ernährung, Änderung unserer Lebensgewohnheiten oder sogar Übungen) individuell begegnen können, macht dies in der Lebensqualität und natürlich auch in den Wechseljahren einen entscheidenden Unterschied. Denn Wechseljahre sind ja keine Krankheit oder ein Hormonmangelsyndrom, sondern eine natürliche Umstellungsphase und ein großer Übergang, wie bei der Pubertät, von den fruchtbaren Jahren in eine neue, anderswertige Lebensphase.
Dies gilt auch für gynäkologische Erkrankungen. Nehmen wir zum Beispiel an, dass einem unerfüllten Kinderwunsch ein polyzystisches Ovar (Stoffwechselstörung) zugrunde liegt. Hier kann die chinesische Medizin viel bewirken, aber auch die Patientin selbst durch eine bewusste Ernährungsumstellung entscheidend mithelfen, eine Verschlimmerung des Geschehens langfristig verhindern oder zumindest eindämmen.
Meine persönliche Überzeugung ist es außerdem, das wenn wir die Zusammenhänge unseres Körpers besser verstehen, automatisch eine andere Beziehung zu unserem weiblichen Körper einhergehen. Wir entwickeln als Frau ein anderes Bewusstsein, gehen mit unserer monatlichen Blutung achtsamer um, beobachten uns mehr und sind damit auch mehr mit unserer Weiblichkeit innerlich verbunden. Noch vor wenigen Jahren war es so, daß Frauen sich erst für diese Zusammenhänge interessiert haben, wenn sie Probleme hatten oder in die Wechseljahre kamen. Auffallend ist, dass in den letzten Jahren immer mehr junge Frauen zu mir kommen, die bereits ohne gravierende Beschwerden ihre Blutung regulieren wollen und rein intuitiv spüren, wie wichtig das für sie persönlich und ihre Gesamtgesundheit ist.
Wie kann man das Wissen der Chinesen aus früheren Zeiten auf die heutige moderne Zeit übertragen werden, wo doch Frauen, deren Lebensbedingungen, Ernährung, Umwelteinflüsse ganz anders waren, als damals?
Meiner Meinung nach ist Yangshen – die chinesische Weisheitslehre von der ausgewogenen Lebensführung – heute wichtiger als je zuvor. Die chinesische Medizin besitzt so ein großes Reservoir an Methoden und Lösungsmöglichkeiten, das diese auch heute den besonders belastenden Lebensumständen immer noch gerecht werden können. In der chinesischen Medizin liegen wahrscheinlich sogar mehr Lösungsmöglichkeiten für die Belastungen der heutigen Zeit als in anderen Medizinrichtungen.
Eines der Hauptprobleme ist heute die Überbelastung durch ständige Präsenz und damit der Überreizung der Sinne. Wir sind überall, in jedem Moment erreichbar, an die Informationsflüsse unserer Zeit angeschlossen. Arbeit und Freizeit sind nicht mehr so klar voneinander abgegrenzt. Wir sind wahrscheinlich deshalb von sämtlichen Energieaspekten geforderter als die Chinesen in früheren Zeiten je waren. Unser Qi ist stagniert, das Yin wird im Übermaß in Anspruch genommen, Ernährungsfehler führen zu vermehrten Schleimansammlungen und zuviel Hitze und zu vielen anderen energetischen Entgleisungen. Das Ziel der chinesischen Medizin, ein Gleichgewicht der Kräfte zu erschaffen, bleibt damit unverändert gültig und wichtig.
Erfahren Sie mehr über dieses Thema in dem Buch von Andrea Kaffka.
Das Buch finden Sie hier.
Spezialist für Fachbücher aus Akupunktur, Traditioneller Chinesischer Medizin, Qigong, Naturheilverfahren, Homöopathie und Physiotherapie. Jährlich auf vielen, wichtigen Kongressen wie der TCM-Kongress in Rothenburg, dem ASA-Kongress und dem Tao-Kongress in Österreich vertreten. Seit Jahren Verlagsleiter eines Verlages für TCM, Akupunktur und Homöopathie.