Allergiebehandlung mit TCM
Allergien gehören mittlerweile zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in der westlichen Welt und sie nehmen weiterhin zu. Immer häufiger nehmen Patienten die komplementäre oder alternative Medizin in Bezug auf allergische Reaktionen in Anspruch. Hier ist vor allem die Homöopathie, die Eigenbluttherapie und die Chinesische Medizin anzuführen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gibt es bereits lange klinische Erfahrungen mit der Anwendung von Akupunktur und Phytotherapie bei allergischen Erkrankungen. Aber auch die Diätetik ist in der TCM sehr wichtig um „Wind (feng)“ und „Hitze (re)“ die bei allergischen Beschwerden meist zu finden sind, positiv zu beeinflussen.
Wind und Hitze spielen eine Rolle:
Unter Wind versteht man in der chinesischen Medizin den inneren Wind aufgrund von Stauungen oder Schwäche, und den äußeren Wind, welcher gerade bei allergischen Beschwerden eine große Rolle spielt. Meist treten die Symptome plötzlich und heftig auf und manifestieren sich zum Großteil im Kopfbereich. Tatsächlich werden die Pollen ja über den Wind zu unseren Schleimhäuten transportiert und rufen hier eine Überreaktion unseres Immunsystems hervor. Die Hitze resultiert aus der vermehrten Dynamik des Körpers, diese macht sich durch Unruhe, Bewegungsdrang und vermehrtem Durst bemerkbar, deshalb verschlechtern sich Hitzesymptome auch in den Sommermonaten, da hier die externe Hitze der Umgebung hinzukommt. Die typischen Symptome eines Heuschnupfens sind der Niesreiz, klares, wässriges Nasensekret, oder auch eine verstopfte Nase, sowie Juckreiz der Schleimhäute. Die Schleimhäute werden in der TCM als Oberfläche bezeichnet. Deshalb ist das Ziel der Behandlung die Oberfläche zu befreien und den Wind auszuleiten. Oft sieht man hier auch Hitze-Zeichen in Kombination, wie Konjunktivitis, gerötete Augen und Schleimhäute, sowie eine Gelbfärbung der Skleren.
Akupunkturpunkte um die Oberfläche zu befreien:
- GB 20 (fengchi)
- DI 20 (yingxiang)
- DI 4 (hegu)
- EX 1 (yintang)
Diese Punkte befreien die Oberfläche, DI 20 und EX 1 befreien zudem die Nase. G B20 klärt die Augen. Meist kommen MA 36 (zusanli) und LE 3 (taichong) hinzu, um das Immunsystem zu stützen.
Allergiebehandlung bei Hitzesymptomatik:
- DI 11 (quchi)
- LU 5 (chize)
Sie wirkend kühlend auf die Oberfläche und auf den Funktionskreis Lunge.
Behandlungsdauer- und häufigkeit bei Allergiebehandlung mit TCM:
Meist reicht eine Serie von 10 bis 15 Behandlungen, 2-3 mal pro Woche aus. Die Behandlung sollte bestenfalls einem Monat vor den zu erwartenden Beschwerden erfolgen.
Bei sehr hartnäckigen Beschwerden werden auch Kräuterrezepturen in Form eines Dekoktes oder als Granulat verwendet. Hier kommen vor allem Pflanzen zur Anwendung, die Windschädigungen zerstreuen und die Oberfläche öffnen.
Kräuter zur Allergiebehandlung:
- Menthae herba (bohe)
- Tribuli fructus (baijili)
- Schizonepetae herba (jingjie)
Stabilisierung des Immunsystems durch:
- Astragali radix (huangqi)
Bei Nasenproblematiken:
- Magnoliae flos (xinyi)
- Xanthii fructus (cangerzi)
Bei Juckreiz und Rötung der Augen:
- Chrysanthemi flos (juhua)
- Mori folium (sangye)
Das kleine grüne Drachendekokt wird häufig zur Allergiebehandlung verwendet:
- Ephedrae herba (mahuang)
- Cinnamomi cassiae ramulus (guizhi)
- Asari herba cum radice (xixin)
- Pinelliae rhizoma (banxia)
- Zingiberis rhizoma (ganjiang)
- Paeonia lactiflora radis (baishao)
- Schisandrae fructus (wuweizi)
- Glycyrrhize radix (gancao)
Bei Kindern werden statt den Dekokten oft hydrophile Konzentrate verwendet. Dr. med. Michael Wullinger beschreibt zusammen mit Agnes Fatrai sehr anschaulich die verschiedenen allergischen Erkrankungen und deren Behandlungsmöglichkeiten.
Ihr Buch Allergiebehandlung mit chinesischer Medizin deckt alle wichtigen Erkrankungen des allergischen Formenkreises ab:
- Saisonale allergische Rhinitis
- Perenniale allergische Rhinitis
- Allergische Konjunktivitis
- Asthma bronchiale
- Urtikaria
- Atopisches Ekzem
- Nahrungsmittelallergien
- Sinusitis
- Infektanfälligkeit
Des Weiteren beschäftigt es sich mit der Behandlung von Allergien im Kindesalter und zeigt die Physiologie, Pathologie, Akupunktur, Phytotherapie und Diätetik im Kindesalter. Das Buch liefert wertvolle Empfehlungen zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen durch Tuina, Qigong, Phytotherapie, Akupunktur, Moxibustion und allgemeine Lebensführung (yangsheng).
Sehr hilfreich für die Praxis sind die vielen Fallbeispiele zu unterschiedlichen Krankheitsbildern. Sie zeigen, wie die verschiedenen Allergien mit den diversen Behandlungsmethoden der TCM behandelt werden können.
Zusätzlich liefern die Autoren viele Studienergebnisse zu allergischen Krankheitsbildern, die zeigen wie hilfreich und effektiv die Chinesische Medizin bei allergischen Beschwerden ist. Sie liefern auch westliche Erklärungsmodelle zu Wirkmechanismen der Akupunktur, sowie pharmakologische und klinische Forschungsergebnisse zur Chinesischen Phytotherapie.
Fazit:
Dieses Buch ist eine sehr wertvolle Hilfe im Praxisalltag, für alle Therapeuten die sich mit Patienten und ihren Beschwerden des allergischen Formenkreises beschäftigen. Die sehr anschaulichen Fallbeispiele helfen die richtigen Punkte und Kräuter bei den diversen Krankheitsbildern zu finden und entsprechend anwenden zu können. Es werden das therapeutische Vorgehen ausführlich beschrieben und alle wichtigen Akupunkturpunkte und Kräuter im Detail erläutert.
Auch für skeptische Patienten können die Studienergebnisse in diesem Buch zeigen, wie hilfreich und wertvoll die TCM zur Allergiebehandlung sein kann und dies ganz ohne Nebenwirkungen. Das Buch gibt es leider nur antiquarisch.
Heilpraktikerin, Praxis für traditionelle chinesische Medizin seit 2008 in München. Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin am SDI von 1997-1999. Ausbildung in Akupunktur und Phytotherapie am ZFN bei Xi Ru Ritzer, sowie Studienreisen nach Chengdu 2008/2009. Praktikum bei Tancheng Wong (TCM Therapeutin/ 2008/2009).