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Eine Rezeptur der Traditionell Tibetischen Medizin aus Sicht der TCM

Die Traditionelle Tibetische Medizin (TTM) wird, ebenso wie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), auch außerhalb Asiens immer beliebter. In diesem Artikel sollen nun erstmalig die Rezeptur PADMA 28 und PADMA CIRCOSAN aus Sicht der TCM-Phytotherapie beschrieben werden.

Die Beschreibung dieser Präparate ist insofern von Interesse, als dass in den beiden traditionellen Medizinsystemen vollständig unterschiedliche Konzepte und somit auch differierende Beschreibungen der verwendeten Arzneimittelmischungen bestehen.

Ziel dieses Artikels ist es, die oben angeführte tibetische Rezeptur aus Sicht der TCM detailliert zu beschreiben und somit einen Brückenschlag zwischen der TCM und der TTM herzustellen.

Pharmakologische Prinzipien der TCM

Wenn es bei der Beschreibung der einzelnen Pflanzen in der TCM und TTM im Detail manchmal Differenzen gibt, so ist dies zu begrüßen, da man diese Unterschiede als Diskussionsgrundlage ansehen kann.

Im Unterschied zur TTM, welche hauptsächlich den Ort, an dem eine Pflanze wächst, den Geschmack, das makroskopische Aussehen einer Pflanze sowie astrologische Aspekte bei der Beschreibung einer Pflanze berücksichtigt, besticht die TCM durch exakte Beschreibung der in ihrer Materia Medica vorkommenden Pflanzen. So werden neben Geschmack, thermischer Wirkung und Organzuordnung jeweils auch die speziellen Wirkungen sowie die empfohlenen Tagesdosierungen angegeben. Eine weitere Stärke der traditionellen chinesischen Ärzte war es, über die Beschreibung der Einzelkräuter hinaus, Rezepte zusammenzustellen, deren Aufbau durch eine wunderbare Präzision besticht. So kommen in den meisten TCM-Rezepturen folgende Bestandteile vor: Kaiserkräuter, Ministerkräuter, Polizeikräuter sowie Botenkräuter.

An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass bei verschiedenen Pflanzen in Abhängigkeit davon, wo sie gewachsen sind, welchen Witterungsbedingungen sie ausgesetzt waren, zu welchen astrologischen Konstellationen sie geerntet wurden etc. eine unterschiedliche Wirkung zu beobachten ist.

Tibetische Arzneimischungen, die in den meisten Fällen in Form von Pillen oder Pulvern verabreicht werden, enthalten mehr Einzelbestandteile als die  klassischen TCM-Rezepturen. Tibetische Pillen, die 50 oder gar mehr Einzelbestandteile beinhalten, sind keine Seltenheit. Diese verschiedenen Bestandteile – früher wurden neben Pflanzen und Mineralien auch tierische Wirkstoffe verwendet, die in der heutigen Zeit aber aus ethischen Überlegungen und aus Gründen des Artenschutzes nicht mehr verwendeten werden – haben oft stark differierende Geschmäcker, thermische Wirkungen sowie Funktionen. Durch diese Vorgehensweise sind tibetische Mischungen in ihrer Wirkung sehr ausgewogen und damit nebenwirkungsarm.

Interessanterweise gibt es in der TTM nicht die in der TCM übliche Vorgangsweise, klassische Rezepturen individuell an den jeweiligen Patienten anzupassen bzw. durch Hinzufügen oder Weglassen einzelner oder mehrerer Bestandteile zu variieren. Als Begründung wird der große Respekt vor den Verfassern der alten Texte bzw. Ehrfurcht vor dem Medizin-Buddha, auf den die TTM zurückzuführen ist, angegeben. Ein Großteil der heutzutage in Tibet bzw. im Exil praktizierenden TTM-Ärzte verwendet in der täglichen Praxis 100 bis 150 verschiedene Mischungen, die nicht individuell an den Patienten angepasst werden, sondern einer fixen Rezeptur folgen. Jedoch werden verschiedene Rezepturen dem Patienten entsprechend zusammengestellt. Diese Kombination wird über den Behandlungszeitraum dem Krankheitsverlauf angepasst und verändert. Die verwendeten Mischungen stammen aus diversen klassischen Texten. Es gibt jedoch in der TTM ein Argument, welches es dem Arzt ermöglicht, auch die Rezepturen aus überlieferten Texten der Tibetischen Medizin abzuwandeln: Sollten gewisse Bestandteile einer Rezeptur nämlich nicht erhältlich bzw. aus Gründen des Artenschutzes nicht verwendet werden dürfen, dürfen sie substituiert werden. Diese Ersatz-Bestandteile werden nach den Kriterien Geschmack und thermische Wirkung ausgewählt und sollten dem zu ersetzenden Bestandteil möglichst ähnlich sein.

Die Rezeptur PADMA CIRCOSAN und PADMA 28

Das in der Schweiz erhältliche Präparat PADMA 28 entspricht dem in Österreich erhältlichen Präparat PADMA CIRCOSAN. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Produkten besteht im Fehlen des Wirkstoffes Aconiti tuberis pulvis im österreichischen Produkt.

Die Indikation für das in der Schweiz zugelassene PADMA 28 lautet „Padma 28 wirkt bei Durchblutungsstörungen mit Beschwerden wie Kribbeln, Ameisenlaufen, Schwere- und Spannungsgefühl in den Beinen und Armen, Einschlafen von Händen und Füssen und Wadenkrämpfen.“ Gemäß Beipacktext handelt es sich bei PADMA CIRCOSAN  um ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel, welches bei „kalten Hände und Füssen mit Kribbeln und bei Wadenschmerzen beim Gehen“ angewendet wird.

Die Mischungen PADMA 28 und PADMA CIRCOSAN wurden basierend auf der in der Tibetischen Medizin verwendeten Rezeptur mit der Bezeichnung Ga Bur 25 (Campher 25) entwickelt. Die kühle Rezeptur Ga Bur 25 wird in der Tibetischen Medizin eingesetzt, um speziell chronischen Hitze-Erkrankungen im Bereich der Hohl- und Voll-Organe, des Gewebes sowie der Knochen entgegenzuwirken (Dawa 2003: 118).

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Hier zum zweiten Teil des Beitrags >>naturmed, Eine Rezeptur 2/2

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Autor

Dr. med. Florian Ploberger, B.Ac., MA

www.florianploberger.com

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