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Interview mit Rita Traversier, Autorin des Buches „Westliche Pflanzen und ihre Wirkung in der TCM“

9783830476627_gTraversier, Rita

Hier kommen Sie zum Buch Westliche Pflanzen und ihre Wirkungen in der TCM

 

 

1. Frage von naturmed: Frau Traversier: Gibt es Kontraindikationen bei der gemeinsamen Verwendung von westlichen und chinesischen Kräutern und falls ja, können Sie dazu ein Beispiel nennen?

Antwort von Frau Traversier: Prinzipiell nicht. Pflanzen sind zwischen Himmel und Erde eingespannt. Ob das nun unter dem chinesischen oder europäischen Himmel ist, spielt überhaupt keine Rolle. Wir Menschen sind es, die Grenzen ziehen.

2. Frage naturmed: Würden Sie bei bestimmten Krankheitsbilder westliche Kräuter den chinesischen bevorzugen?

Antwort Frau Traversier: Die Frage kann ich schwierig beantworten. Meine Kenntnisse über die chinesischer Materia medica sind sehr bescheiden. Ich verabreiche in der Praxis überwiegend westliche Heilpflanzen oder exotische Pflanzen die in früheren Jahrhunderten über Handelsrouten ins Abendland kamen und hier inzwischen einheimisch wurden, – ich denke gleich an Zimt, Gelbwurz, Süßholz, Kapuzinerkresse.

3. Frage von naturmed: Haben Westliche Kräuter ein anderes Wesen „Shen“ als Chinesische Kräuter?

Antwort Frau Traversier: Ich möchte hier eine Gegenfrage stellen. Was verstehen Sie unter „ein Wesen Shen“?  Die Sinologin I.V. Wendt beschreibt Shen als „Bioinformation“, das „form- und sinngebende Prinzip“, welches der unbelebten Materie ihr Lebenslicht gibt. Die Beschreibung kommt mir sehr entgegen. Ohne Shen ist jede Materie leblos, restlos tot,  ohne Shen ist kein Leben möglich. Ob sie nun in Sichuan, am Chiemsee oder in Feuerland wächst,  jede einzelne Pflanze unserer Erde trägt ein ihr ureigenstes sinngebendes Prinzip in sich.

4. Frage von naturmed: Gibt es Unterschiede von der Wirkungsweise Westlicher Kräuter in Bezug auf den Nährboden und den Klimazonen?

Antwort von Frau Traversier: Eine jede Pflanze steht in Austausch mit der ihr umgebenden Welt. Sie nimmt Kräfte auf aus dem Boden ihres Standortes sowie aus dem Äther der auf sie einstrahlt, wird geprägt von den klimatischen Bedingungen ihrer Umgebung.

So wird z.B. die Heilwirkung eines sperrigen isländischen Mooses, eine Flechte die im rauen, kalten Klima des Nordens sowie auf den kargen Böden von höheren Gebirgslagen oder Heiden wächst, ganz anders ausschauen als die des ebenso sperrigen, mediterranen Rosmarins, der die intensive Wärme und Sonneneinstrahlung des Südens liebt und reichlich ätherisches Öl bildet.  Denn es ist mit die Yang-Kraft der ihn umgebenden Elemente, die sein warmes, scharf-aromatisches Wesen erzeugt. Ohne Licht und Wärme kann eine Pflanze kein ätherisches Öl bilden. Wenn der Körper kalt, nass, hypoton, müde, träge und verschleimt ist, braucht er Rosmarin. Er wirkt yangisierend, erwärmend und bewegend auf den Kreislauf, stabilisierend auf das Nervensystem.  Die kühle Flechte dagegen bildet bis zu 70 % Schleimstoffe, die der Pflanze als Schutzsubstanz gegen Austrocknung dient, und ist äußerst reich an Mineralien, Enzymen und Vitaminen die sie aus dem umgebenden Boden aufnimmt. Sie ist sehr Yin-geprägt, wirkt heilkundig besonders kühlend, befeuchtend, nährend,  die enthaltenen bitteren Flechtensäuren haben antibiotische und tuberkulostatische Wirkung.

Viele Heilkräuter, und das gilt sowohl für Ost und West, werden heutzutage in Gärten oder Plantagen angebaut. Es ist also äußerst wichtig, dass dabei die natürlichen Gegebenheiten und klimatischen Bedingungen einer jeder Heilpflanze soviel wie möglich beachtet werden, damit eine Heilpflanze ihre wahres Wesen und die ihr eigenen Heilkräften entwickeln kann.

5. Frage naturmed: Frau Traversier: Gibt es bei westlichen Kräutern auch die Aufteilung von Kaiser-, Minister-, Botschafts, Polizeikraut?

Antwort Frau Traversier: Die Kunst des Rezeptierens, die wir in unserem Abendland kennen, ähnelt einigermaßen dem chinesischen Konzept.  Auf jeden Fall benutzen wir nicht diese Terminologie.

Wir sprechen von einem Remedium cardinale, eine Hauptdroge, die die Hauptwirkung des Tees bestimmt. Es folgen 1 oder 2 adjuvante Heilpflanzen, die  die Wirkung des Hauptmittels unterstützen oder ergänzen. Falls der Tee das braucht, kann ihm noch eine Geschmackskorrigenz hinzu gefügt werden; Pflanzen wie z.B. Pfefferminze, Süßholz, Pomeranzen-, Orangenschalen eignen sich sehr gut dazu. Eventuell wird auch noch eine optische Korrigenz zugegeben, damit der Tee auch noch das Auge schmeichelt. Das können z.B. Rosenknospen sein, etwas Lavendel oder Kornblume. Sie bringen Farbe oder eventuell auch Fülle in die Mischung hinein, sollten eventuell auch noch den Charakter des Tees unterstützen.

6. Frage von naturmed: Frau Traversier: Was ist das Besondere in Ihrem neuen Buch und gibt es Information, die zu ihren ersten Buch redundant sind?

Antwort von Frau Traversier: Das neue Buch soll ein klares, gründliches und praktisches Handbuch über westliche Kräuter für die tägliche Praxis des TCM-Therapeuten sein. Ihrem lateinischen Namen nach alphabetisch aufgelistet, ist jede Pflanze schnell aufzufinden; sie wird mit Geschmack, thermischer Wirkung, Organzuordnung, Wirkung, Anwendung und einem kurzem Kommentar beschrieben. Mögliche Darreichungsformen, Dosierungen, sowie Nebenwirkungen, Kontraindikationen und mögliche Interaktionen mit weiterer Arznei werden genau erläutert. Eine willkommene Hilfestellung  für den Therapeuten soll auch sein, dass zu jeder Heilpflanze Firmen und Mittel, die im Handel vertreten sind, genannt werden. Es verhindert, dass viel Zeit in Sucharbeit verloren geht. Wie oben erwähnt, soll das Buch v.a. ein praktisches Handbuch sein.  Jede Heilpflanze wird auch mit einer farbigen Monade dokumentiert, die den Therapeuten optisch gleich Auskunft darüber gibt, in welcher Wandlungsphase die Pflanze mit ihrer Heilwirkung ansetzt. Darüber hinaus schmückt noch ein hübsches Bild jedes Pflanzenportrait.

Das erste Buch dagegen ist eher ein Lehrbuch, das die 5 Elementen-Lehre und die zugehörigen Disharmonien erläutert und dazu jeweils Rezeptbeispiele, Akupunktur- und diätetische Empfehlungen gibt. Im zweiten Teil des Buches finden sich 134 Pflanzenportraits: Ausführliche Kommentare beschreiben das Wesen und die Heilwirkung der Pflanzen. Natürlich gibt es im neuen Buch Informationen über die Heilpflanzen, die zum ersten Buch redundant sind.  Im Strom der Jahre sammeln wir Therapeuten, die nach dieser Methode – chinesische Medizin mit westlichen Heilpflanzen – arbeiten, natürlich immer weiter Wissen, Einsichten und Erfahrungen. Sie sind in das neue Buch hinein geflossen.

Weiteres Buch von Frau Traversier:

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