Die Tibetische Medizin (TTM) aus der Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin
Die Traditionelle Tibetische Medizin (TTM) wird, ebenso wie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), auch außerhalb Asiens immer beliebter. Nicht immer ist es ganz einfach Einzelkomponenten oder Rezepturen in einer hohen und gleichbleibenden Qualität zu beschaffen, die westlichen Qualitätsstandards entspricht. Arzneimittel, welche im westlichen Kulturraum produziert werden, müssen gemäß der sogenannten „Good Manufactuing Practice (GMP)“ hergestellt werden und unterliegen einer strengen Überwachung durch die Behörden. Ziel dieses Artikels ist es nun, eine Auswahl von Rezepturen der TTM, welche von der PADMA AG nach westlichen Qualitätsstandards / GMP in der Schweiz produziert werden, aus Sicht der TCM zu beurteilen. Der Artikel soll zum Erhalt und zur Verbreitung des Einsatzes der vorgestellten hochwertigen und ausgewogenen Rezepturen der TTM beisteuern. Darüber hinaus soll er einen Beitrag zum Brückenschlag zwischen TTM und TCM leisten und damit Therapierenden der TCM einen Zugang zur Wirkungsweise dieser tibetischen Pflanzenformeln eröffnen.
In den beiden traditionellen Medizinsystemen haben sich völlig unterschiedliche Konzepte und damit auch differierende Beschreibungen der verwendeten Wirkstoffe und Rezepturen entwickelt. Die Erkennung und Beschreibung dieser Unterschiede sollen eine Grundlage für für einen intensiveren Austausch zwischen TTM und TCM liefern und als Diskussionsgrundlage dienen.
Im Unterschied zur TTM, welche hauptsächlich den Ort, an dem eine Pflanze wächst, den Geschmack, das makroskopische Aussehen einer Pflanze sowie astrologische Aspekte bei der Beschreibung einer Pflanze berücksichtigt, besticht die TCM durch exakte Beschreibung der in ihrer Materia Medica vorkommenden Pflanzen. So werden neben Geschmack, thermischer Wirkung, Organzuordnung jeweils die speziellen Wirkungen und die empfohlenen Tagesdosierungen angegeben. Eine weitere Stärke der traditionellen chinesischen Ärzte war es, über die Beschreibung der Einzelkräuter hinaus, Rezepte zusammenzustellen, deren Aufbau durch Präzision besticht. So kommen in den meisten TCM-Rezepturen folgende Bestandteile vor: Kaiserkräuter, Ministerkräuter, Polizeikräuter sowie Botenkräuter.
In Abhängigkeit davon, wo sie gewachsen sind, welchen Witterungsbedingungen sie ausgesetzt waren, zu welchen astrologischen Konstellationen sie geerntet wurden und einer Reihe anderer Faktoren ist bei verschiedenen Pflanzen ein Unterschied in Wirkung zu beobachten.
Im ersten Teil dieses Artikels werden die folgenden Rezepturen der TTM aus Sicht der TCM-Phytotherapie zusammenfassend beschrieben: Padma Leber-Regulans (in Österreich: Padma Hepaten), Padma Nerven-Tonikum (in Österreich: Padma Nervotonin), Padma Lax, Padma Rheuma-Akutformel, Padma Venen-Tonikum (Padma Venaben), Padma Leber-Galle-Tonikum, Padma Grippe-Formel sowie Padma Magenbrennen-Formel (Padma Aciben). Alle oben erwähnten Rezepturen sind in der Schweiz im Kanton Appenzell Ausserrhoden als Arzneimittel auf dem Markt. Die Rezepturen Padma Nervotonin und Padma Hepaten sind außerdem in Österreich als Nahrungsergänzungsmittel in Drogerien und Apotheken erhältlich.
Im zweiten Teil des Artikels wird die Rezeptur Padma Digestin in ausführlicher Art und Weise aus Sicht der TCM-Phytotherapie beschrieben. Padma Digestin ist in der Schweiz als Arzneimittel zugelassen und in Apotheken erhältlich. In Österreich ist es als Nahrungsergänzungsmittel in Drogerien und Apotheken erhältlich.
Fazit
Mit den beschriebenen, in der Schweiz nach westlichen Qualitätskriterien hergestellten Pflanzenformeln der TTM stehen Patienten und Therapierenden auch hier im Westen Rezepturen von hoher und gleichbleibender Qualität zur Verfügung, die bei einer ganzen Reihe von Störungen eingesetzt werden können. Der vorliegende Artikel leistet einen Beitrag dazu, dass diese Quelle hochwertiger und ausgewogener Rezepturen auch von Therapierenden der TCM besser eingeschätzt und damit von einem breiteren Fachpublikum genutzt werden kann.
Danksagung
Ich möchte mich an dieser Stelle bei der Firma Padma AG für das grosszügige Zurverfügungstellen der Einzelpflanzen sowie der Mischungen für die organoleptischen Proben bedanken, welche ich persönlich vornehmen durfte. Mit Ausnahme von Strychni seminis pulvris und Aconiti tuberi pulvis wurden sämtliche pflanzlichen und mineralischen Wirkstoffe von mir verkostet.
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Hier zum zweiten Teil des Beitrags >>naturmed, Rezepturen der TTM 2/3
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Dr. med. Florian Ploberger, B.Ac., MA, TCM-Arzt, Tibetologe, Fachbuchautor. Internationale universitäre und interdisziplinäre Lehrtätigkeit und zahlreiche Publikationen in den Themenbereichen Tibetische Medizin und TCM. Präsident der Österreichischen Ausbildungsgesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin (ÖAGTCM).
Mehrere Bücher veröffentlicht. (Schwerpunkte: Westliche Kräuter aus Sicht der TCM sowie Tibetische Medizin). Von der Direktion des Men-Tsee-Khang (Institut für Tibetische Medizin und Astrologie in Dharamsala, Nordindien) mit der Übersetzung der ersten beiden und des letzten Teils des bedeutendsten Werkes der Tibetischen Medizin (rgyud bzhi) beauftragt. Weitere Informationen finden Sie unter www.florianploberger.com