Interview mit Dorit Zimmermann, Autorin des Buches Kummermittel in der Homöopathie
Wie wichtig ist es, bereits bei der Anamnese auf das psychische Befinden des Patienten zu achten? Welche Ratschläge können Sie den Therapeuten geben?
Die Gemeinsamkeit aller 70 in meinem Buch zu den „Kummermitteln in der Homöopathie“ vorgestellten homöopathischen Arzneien ist ihr Bezug zu einem mehr oder weniger tiefen Kummer, d.h. das seelische Leiden bildet die Wurzel zu der Pathologie, die den Patienten in die Praxis führt. Die wenigsten Patienten kommen zum Homöopathen und sagen: „Ich habe Liebeskummer“ oder „Ich komme, weil ich in der Kindheit zu wenig Liebe erfahren habe“ etc. Die meisten kommen mit einer bestimmten Symptomatik wie Migräne, Fibromyalgie, CFS, Reizdarmsyndrom, Colitis, einer Depression oder Schlafstörungen usw. In der Empfindungsmethode lassen wir dem Patienten viel Raum, d.h. wir fragen wenig nach, stellen offene Fragen. Wenn der Patient also sagt, er komme wegen einer Migräne, dann interessiert uns neben den Modalitäten, die wir am Ende der Anamnese natürlich auch abfragen, v.a., wie der Patient die Kopfschmerzen erlebt, wie seine Empfindung dabei ist. Durch diese sehr offene Anamneseführung, bei der der Patient selbst bestimmt, wohin die Reise geht, kommt man oft relativ schnell an den lethargischen Punkt, sprich an die Wurzel des Übels, dort wo die Psyche leidet und wo der Ursprung des individuellen Kummers zu suchen ist. Es ist nicht erforderlich, den Patienten explizit nach dem Warum seiner Beschwerden zu fragen. Wenn ein seelisches Leid hinter seinen Problemen steht, wird es in der Anamnese zur Sprache kommen. Wichtig ist es, sich selbst und seine eigene Erwartungshaltung so weit wie möglich zurückzunehmen und ganz beim Patienten zu bleiben.
Gibt es Besonderheiten bei der Mittelwahl der einzelnen Kummermittel, die Therapeuten beachten sollten?
Sofern die Mittel gut geprüft sind, sollten sowohl die Analyse nach der Empfindungsmethode als auch die Repertorisation zum gleichen Ergebnis führen, sofern die Rubriken gut, sprich individuell gewählt wurden. Bei wenig oder gar nicht geprüften Mitteln muss man sich auf die Analyse nach Sankaran verlassen. Auch bei der Empfindungsmethode gibt es erlernbare Kriterien, die man beherrschen muss, um verantwortungsvoll mit dieser Methode arbeiten zu können. Dazu muss man sich zuerst im Klaren sein, aus welchem Naturreich das Heilmittel stammen muss. Das ist die Voraussetzung für alle weiteren Schritte, und hier werden die meisten Fehler gemacht. Erst dann geht es an die Wahl des Unterreiches und schließlich des zu verordnenden Mittels. Wer die Regeln beherrscht, bewegt sich auch bei dieser Methode auf sicherem Boden. Aber, wie gesagt, Repertorium und Materia Medica sind auch bei der Empfindungsmethode die wichtigsten Werkzeuge.
Muss man nach der Sankaran-Methode arbeiten, um mit Ihrem Buch arbeiten zu können?
Man sollte der Methode offen gegenüber stehen. Das Buch versteht sich nicht als Anleitung zur Arbeit mit der Sensation-Methode, aber es basiert auf ihr. Mein Ansatz, und so arbeitet auch Rajan Sankaran, ist die Synergie von Empfindungsmethode und Klassischer Homöopathie nach Hahnemann. Insofern werden alle Aussagen zu den einzelnen Mitteln, die ich in dem Buch mache, durch entsprechende Rubriken gestützt, sodass auch Kollegen, die nicht nach der Sensation-Methode arbeiten, von dem Buch profitieren. Es enthält neben den allgemein bekannten Kummermitteln wie Natrium muriaticum, Pulsatilla, Ignatia, Staphisagria etc. auch nahezu unbekannte wie die Schwäne, die Ringeltaube, Buddleia davidii, die Muttermittel, Lacrimea hominis ( menschliche Kummertränen) und viele mehr, deren Anwendungsgebiet für alle Kollegen interessant sein dürften.
Haben Sie auch Erfahrungen mit den Kummermittel bei der Behandlung von Tieren gemacht?
Ich selbst behandle nur Zweibeiner, aber natürlich lassen sich die Erkenntnisse aus der Humanmedizin auch auf Tiere übertragen, allerdings dürfte die Differenzierung gerade bei unbekannteren, wenig geprüften Mitteln schwierig sein, zumal wir uns bei der Behandlung von Tieren auf körperliche Symptome und auf unsere Beobachtung stützen müssen.
Das Buch von Fr. Zimmermann über Kummermittel in der Homöopathie. Hier finden Sie weitere Infos zu dem Buch und können dieses bestellen: >>>Kummermittel in der Homöopathie bestellen
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Dorit Zimmermann ist Heilpraktikerin mit eigener Praxis für Klassische Homöopathie in Gräfelfing bei München seit 2007 mit Schwerpunkt Kinder- und Frauenheilkunde. Ausbildung in Phytotherapie (Natura Naturans) und Klassischer Homöopathie (Akademie für Homöopathie in Gauting). Weiterbildung bei Rajan Sankaran, Annette Sneevliet, Willibald Neuhold und Anne Schadde. Verbindung von Klassischer Homöopathie nach Samuel Hahnemann mit der Empfindungsmethode nach Rajan Sankaran. Medizinjournalistin und Redakteurin der Homöopathie Zeitschrift (HZ).
Spezialist für Fachbücher aus Akupunktur, Traditioneller Chinesischer Medizin, Qigong, Naturheilverfahren, Homöopathie und Physiotherapie. Jährlich auf vielen, wichtigen Kongressen wie der TCM-Kongress in Rothenburg, dem ASA-Kongress und dem Tao-Kongress in Österreich vertreten. Seit Jahren Verlagsleiter eines Verlages für TCM, Akupunktur und Homöopathie.