Hormonersatztherapie – was sagt die TCM dazu?
Die Entscheidung für oder gegen eine Hormonersatztherapie fällt Frauen mit ausgeprägten Beschwerden in den Wechseljahren nicht leicht. Lange galt sie als das Mittel der Wahl zur Verbesserung der Lebensqualität bei klimakterischen Beschwerden. Zusätzlich nutzte man die Estrogene, die im Rahmen einer Hormonersatztherapie meist zusammen mit Gestagenen verabreicht werden, zur Osteoporoseprophylaxe.
Doch seit Beginn des neuen Jahrtausends weiß man, dass dieser nach wie vor unumstrittene Nutzen mit erheblichen Risiken verbunden sein kann. Herzinfarkt, Schlaganfall und Thromboembolien können ebenso lebensbedrohliche unerwünschte Folgen der Einnahme von Hormonen sein wie Karzinome.
Nicht nur Qi-Leere, Feuchtigkeit und Schleim durch Estrogene
Estrogene in der Hormonersatztherapie:
Sie fördern die Ansammlung von Yin in den Geschlechtsorganen. Sie regen sowohl die Zellteilung als auch die Proteinsynthese an und tragen zur Zunahme des Zellvolumens bei. Ferner befeuchten sie, indem sie die Einlagerung von Wasser und Elektrolyten fördern.
Unerwünschte Wirkungen von Estrogenen:
Die Estrogene sind demzufolge Feuchtigkeit (Gewichtszunahme, Ödeme) und Kälte, die bei anfälligen Frauen das Qi der Mitte schwächen (u. a. Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Blutungen, Varizen). Blut-Leere mit Wind (z. B. Haarausfall, Sehstörungen, trockene Augen, Kopfschmerzen, Schwindel, Parästhesien, Krämpfe, Hautausschlag, Juckreiz) und Schleim (u. a. Myome, Gallensteine) sind weitere Folgen. Schließlich kann der Qi-Fluss stagnieren (z. B. PMS, Stimmungsschwankungen, Depressionen, Dysmenorrhö, Bauchschmerzen) und ein aufsteigendes Yang (u. a. Hypertonie, Migräne) nach sich ziehen.
Stagnation von Qi und Flüssigkeiten durch Gestagene:
Auch Gestagene können eine Stagnation von Qi (u. a. Depression, Migräne, Sehstörungen) oder Flüssigkeiten (Mastopathie, Ödeme) verursachen. Zudem begünstigen sie wie die Estrogene die Schleimbildung (Gewichtszunahme, Fetteinlagerung, Anstieg der Blutfettwerte).
Bedenkt man, dass viele gestresste oder emotional belastete Frauen schon vor der Einnahme von Hormonen unter einer Milz-Qi-Leere mit Leber-Qi-Stagnation leiden und deshalb klimakterische Beschwerden entwickeln, überrascht es aus Sicht der TCM nicht, dass sich die Beschwerden unter dem Einfluss der Hormone lediglich verlagern. Dies stellt ein erhöhtes Risiko für Wind, Schleim und Blutstagnation dar. Dies sollte bei der Hormonersatztherapie berücksichtigt werden.
S. Ritter 03/15
Sabine Ritter, studierte von 1980 bis 1984 an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz Pharmazie und arbeitete einige Jahre als Apothekerin in verschiedenen Apotheken. Inzwischen entwickelt sie zertifizierte Online-Fortbildungen für Ärzte und Apotheker. Nach wiederholten Aufenthalten in Japan und China absolvierte sie eine Ausbildung in chinesischer Medizin am EIOM in München und erwarb 2013 das Diplom der AGTCM. Seit 2013 ist sie als Heilpraktikerin in München tätig. 2014 schloss sie eine Ausbildung zu westlichen Kräutern in der chinesischen Medizin am ABZ Mitte in Offenbach ab.