Dürfen chinesische Kräuter auch bei Kindern angewendet werden und wie werden diese dosiert?
Prinzipiell können chinesische Heilkräuter unter Berücksichtigung der individuellen Diagnose, welche mittels Zungen- und Pulsdiagnostik gestellt werden, bei allen Altersgruppen angewendet werden.
In der Behandlung kommen folgende Formen zur Anwendung:
- Das Dekokt
- Das Granulat
- Konzentrierte Flüssigform (Sirup oder hydrophiles Konzentrat)
Bei Kindern muss die Rezeptur entsprechend des Alters, der Konstitution, des Körpergewichtes und der Körperoberfläche angepasst werden.
Die Dosierung chinesischer Kräuter:
Bei Kleinkindern kommen meist nur kleine Mengen zur Anwendung. Hier reichen meist schon ein paar Tropfen eines Dekoktes, welche mittels einer Pipette oder einer Spritze in den Mund geträufelt werden.
Bei hydrophilen Konzentraten oder Sirup, ist der Wirkstoffgehalt jedoch sehr gering. Man geht davon aus das 1 g Rohdroge etwa 3-5 ml Flüssigkeit ergeben.
Wenn Kinder Granulate erhalten, entspricht die Umrechnung von 1 g Granulat etwa 3-4 g der Rohdroge.
Geschmacklich finden der Sirup oder hydrophile Konzentrate am häufigsten Anwendung.
Früher fand die Umrechnung aufgrund des Körpergewichtes eines Kindes statt, heutzutage weiß man, dass die Berechnung mittels der Körperoberfläche sinnvoller ist. Es gibt die sogenannte Formel nach Mosteller, bei der die Körperoberfläche (KOF) wie folgt berechnet wird:
KOF=([Körpergröße(cm)*Gewicht (kg)]/3600,
die Körperoberfläche eines Erwachsenen wird mit 1,73m² angegeben.
Die Dosis chinesischer Kräuter berechnet sich wie folgt:
DosisKind=DosisErwachsene*(KOFKind / KOFErwachsene)
Verglichen mit der Empfehlung nach Chen (Clinical Manual of Oriental Medicine) führt die Berechnung nach der KOF zu relativ hohen Dosen. Chen gibt die Dosierung eines Kindes, mit einem Gewicht von 35-40 kg, mit ca. 3g am Tag an.
Wichtig ist auch wie oft die Granulate am Tag verabreicht werden, aufgrund des seltsamen Geschmacks ist es ratsam von Mehrfachdosierungen abzusehen. Am besten hat sich hier eine tägliche Einzelgabe herausgestellt. Sollte die Einzelgabe bei einer akuten Erkrankung jedoch zu wenig wirksam sein, kann die Gabe auch auf zwei- bis dreimal am Tag verteilt werden. Bei Kleinkindern, welche die Dekokte mittels Pipette verabreicht bekommen, empfiehlt es sich die Gabe vier- bis fünfmal zu wiederholen, da die Kleinen einen Großteil der Dekokte wieder ausspucken.
Prinzipiell gilt bei chinesischen Kräutern:
Chinesische Arzneien sollten nur bei Krankheiten angewendet werden, die sich nicht mit anderen Behandlungsmethoden wie Tuina-Massage, Laserakupunktur oder Akupressur behandeln lassen.
Wichtig ist auch zu wissen, dass Kinder und Kleinkinder sehr schnell und sensibel auf Kräuter reagieren und diese nur bei akuten Erkrankungen eingesetzt werden sollten. Präventiv, oder zur Stärkung des Kindes sollten Ernährungsempfehlungen, Tuina-Massage und Akupressur, welche auch die Eltern anwenden können, zur Anwendung kommen.
Bei älteren Kindern, so ab 8 Jahren kann die Akupunktur mit sehr feinen und wenigen Nadeln angewandt werden. Auch das chinesische Schröpfen – Gua Sha, kann bei älteren Kindern eine sehr hilfreiche Behandlungsmethode zur Entgiftung darstellen. Auf alle Fälle sollte das Kind sensibel auf die Behandlung vorbereitet werden, um durch die Akupunktur oder das Schaben nicht überfordert zu werden.
Heilpraktikerin, Praxis für traditionelle chinesische Medizin seit 2008 in München. Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin am SDI von 1997-1999. Ausbildung in Akupunktur und Phytotherapie am ZFN bei Xi Ru Ritzer, sowie Studienreisen nach Chengdu 2008/2009. Praktikum bei Tancheng Wong (TCM Therapeutin/ 2008/2009).