Ein Beitrag von Stephanie Reineke
Zusammenfassung: Equine Sarkoide können bei Pferden mit chinesischer Kräutermedizin gut behandelt werden. Lesen Sie hier einen Beitrag von TCVM Therapeutin, Osteopathin und Autorin Stephanie Reineke.
Equine Sarkoide sind gutartige Hauttumore, die beim Pferd und anderen Equiden, wie Eseln, Maultieren und Zebras vorkommen. Sie liegen in der Bindegewebsschicht und bilden keine Metastasen.
Meist stellen sie lediglich ein kosmetisches Problem dar, es sei denn, sie liegen in Regionen, in denen Ausrüstungsgegenstände wie Trense, Sattel oder Gurt aufliegen. An diesen Stellen kann der Druck auf die Sarkoide große Schmerzen oder auch Hautverletzungen verursachen. Falls die Sarkoide im Umfang oder Fläche so weit zunehmen, dass sie das Wohlbefinden oder die Bewegungsfähigkeit des Pferdes einschränken, können sie sogar bis zur Unreitbarkeit führen. Die Sarkoide sitzen meist an Brust, Ellenbogenbeuge, Unterbauch, Euter, Schlauchtasche oder den Innenseiten der Oberschenkel, also da, wo die Haut eher dünn ist. Während früher hauptsächlich Quarter Horses, Araber und Apaloosas betroffen waren, trifft es nun eigentlich alle Rassen.
Mittlerweile konnten bovine Papillomaviren vom Typ 1 und Typ 2 als Hauptauslöser der Tumore ausgemacht werden. Bei 100% der betroffenen Equiden konnte dieses Virus im Tumorgewebe nachgewiesen werden.
Es gibt sechs verschiedene Arten von equinen Sarkoiden:
- Typ 1 ist das okkulte Sarkoid mit einer haarlosen, wenig erhobenen und leicht knotigen Umfangsvermehrung.
- Typ 2 ist das verruköse Sarkoid , welches ein warzenartiges Aussehen hat.
- Typ 3 ist das noduläre Sarkoid mit subkutanen Knoten unterschiedlicher Größe. Hierbei ist die Haut meist haarlos, aber intakt und das Sarkoid kann auch gestielt sein.
- Typ 4 ist das fibroblastische Sarkoid, welches eine blumenkohlartige Oberfläche hat und teilweise seröse Flüssigkeiten absondern kann. Auch dieses Sarkoid kann gestielt sein.
- Typ 5 ist das gemischte Sarkoid, welches Erscheinungsbilder von verrukösen, nodulärem und fibroblastischem Sarkoid aufweisen kann.
- Typ 6 ist das malevolente Sarkoid, daß meist nach multiplen Traumata erscheint und die Lymphbahnen infiltriert. Dies zeigt sich durch Knoten an deren Verlauf.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung equiner Sarkoide, dazu gehören die klassischen Tumortherapien, wie Chirurgie und Chemotherapie, spezifische oder unspezifische Impfungen, sowie verschiedene Cremes oder Lotionen zum Auftragen auf die Haut.
Ich habe mich für die Therapie mit den chinesischen Kräutern entschieden, da eine Akupunkturbehandlung auch das Wachstum der Sarkoide anregen kann.
Eigentlich bin ich nur durch Zufall auf die Behandlungsmöglichkeit von Equinen Sarkoiden mit chinesischen Arzneien gestoßen, weil ich meinem Warmblut , der mehrere Sarkoide hatte, vor seiner Augen OP das Immunsystem stärken wollte. Leider hatte sich die Augenhöhle Post OP infiziert, so dass ich eine zusätzliche Phytotherapie Mischung für die toxische Hitze verabreichen musste. Der Nebeneffekt fiel mir tatsächlich erst ca. 6 Wochen später auf, als ich feststellen konnte, das sämtliche Sarkoide, 1 großes an der Schlauchtasche und 2 kleine, je an Hals und unter dem Bauch, wie durch Zauberhand verschwunden waren.
Nun begann ich nachzudenken, was wohl das Verschwinden der Sarkoide begünstigt haben konnte und es kamen eigentlich nur die Phyto Rezepturen dafür in Betracht.
Als nächstes startete ich einen Versuch bei einer Stute mit Sarkoiden vom Typ 4. Sie hatte multiple Sarkoide, teilweise bis Kinderfaustgroß, an den Innenseiten der Oberschenkel. Es war Sommer, die Sarkoide sonderten eine blutige Exsudation ab und saßen voller Fliegen und Wespen. Da musste ich versuchen, ob ich auch hier helfen kann.
Die TCM Phytorezeptur wurde speziell auf Penny und ihre gesundheitliche Gesamtsituation abgestimmt und die ersten Sarkoide bildeten sich bereits innerhalb von 4 Wochen deutlich zurück. Leider habe ich kein Foto von der Ursprungssituation gemacht. Deshalb hier nur Vergleichsbilder ab der 4. Behandlungswoche.
Wie wirkt die Phytorezeptur?
Da das Equine Sarkoid durch einen Virus ausgelöst wird, der relativ häufig vorkommt, aber durch den nicht jedes Pferd ein Sarkoid entwickelt, muss es meiner Meinung nach vor allem mit einer geschwächten Wei-Qi Schicht zu tun haben, dass manche Pferde daran erkranken und manche nicht.
Natürlich spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle, denen ich mit meiner TCM Diagnose auf den Grund gehen muss.
Jedes Pferd bekommt von mir seine individuelle Mischung, speziell auf seine Problematik abgestimmt. Grundlage sind jedoch immer Arzneien, die die Wei-Qi Schicht und auch das allgemeine Qi stärken, hierzu gehören Huang Qi (Astragali radix) und Bai Zhu (Atractylodis macrophalae rhizoma). Ergänzt werden noch Arzneien, die die Oberfläche öffnen, wie zum Beispiel Fang Feng (Ledebouriella radix) um die pathogenen Faktoren auszuleiten.
Außerdem müssen dann noch Arzneien hinzugefügt werden, die auf das allgemeine Disharmoniemuster des einzelnen Patienten abgestimmt sind. Über meine TCM Diagnose kann ich herausfinden wie das momentane Grundmuster der Erkrankung ist. Handelt es sich um eine Xue-Hitze muss ich Xue kühlende Arzneien hinzufügen. Handelt es sich um eine Schleim-Tan Stagnation muss ich Schleim umwandelnde Arzneien hinzufügen usw. Ich denke, Sie haben verstanden was ich meine.
Ohne Diagnose, keine Therapie !!
Jedes Pferd bekommt seine eigene Mischung. Es gibt keine Standard-Phytorezeptur für Sarkoide.
Wie lange dauert eine Behandlung?
Die Rezeptur muss, im Laufe der Behandlung, immer wieder an das aktuelle Disharmoniemuster angepasst werden um einen nachhaltigen Behandlungserfolg erzielen zu können.
Im Idealfall ist die Behandlung nach sechs bis acht Wochen abgeschlossen, aber es kann auch bis zu einem Jahr dauern. Bei allen Pferden, die ich bis jetzt erfolgreich mit der chinesischen Phytotherapie behandelt habe, sind auch nach Jahren keine Sarkoide mehr aufgetreten. Lediglich bei zwei Patienten hat die Behandlung nicht angeschlagen.
Sarkoid Schlauchtasche 4 Monate nach der Behandlung – Foto von Stephanie Reineke
Das Buch der Autorin Stephanie Reineke
TCM Diagnostik in der Veterinärmedizin
Sichere Diagnostik und erfolgreiche Therapie für Pferd und Hund
Verlag: Windpferd Verlag, ISBN: 9783864103537, 2022, 380 Seiten
>> hier der Link zum Buch TCM-Diagnostik in der Veterinärmedizin
Stephanie Reineke ist 1972 geboren und widmet den Großteil ihrer Zeit der Therapie von Pferden und Hunden. Ihr Schwerpunkt ist dabei die Osteopathie und die klassische TCM Akupunktur und Phytotherapie.
Seit 2019 bildet Sie an ihrem „Ausbildungszentrum für TCVM und Akupunktur“ Veterinärakupunkteure aus.
Da ihr die klassische TCM mit ihrer beispiellosen Diagnostik sehr am Herzen liegt, hat sie viel recherchiert und fast 2 Jahre an ihrem Buch „TCM Diagnostik in der Veterinärmedizin“ geschrieben, welches 2022 veröffentlicht wurde.
Das nächste Buchprojekt zum Thema „Chinesische Phytotherapie in der Veterinärmedizin“ ist bereits in Arbeit.