Naturmed Nlog - Therapeuten Fachbuchblog

Fallbeschreibung Obstipation im Kleinkindalter von Birgit Baur-Müller

Das 3jährige Mädchen kommt mit der Mutter wegen Obstipation in die Praxis.

In der Schwangerschaft war die Mutter voller Angst, kurz zuvor erlitt sie in der 14. Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt. Während der gesamten Schwangerschaft litt sie unter Blasenentzündung, was vorher nie und nachher nie wieder auftrat. Ganz früh kam es zu einer sehr schmerzhaften Symphysenlockerung. Postpartal war das Mädchen ziemlich blau, musste abgesaugt werden und kam erst Minuten später zur Mutter.

Als Säugling und Kleinkind war sie nie krank und „einfach nur brav“. Jetzt schläft sie nicht durch, wacht um 23.00 Uhr (Gallenblasen-) und zwischen 2.00 und 3.00 Uhr (Leberzeit) auf. Sie macht sich steif und reibt ihre Füße „ganz wild“. 1-2x pro Woche hat sie Stuhlgang. Dieser ist sehr dunkel, eine richtige Kugel und sie hat viel Luft im Bauch. Zum Wasserlassen geht sie schon aufs Klo. Wenn der Stuhlgang kommt, geht es nur mit Windel. In letzter Zeit ist sie „Dauererkältet“. Sie trinkt wenig und „schiebt so einen Frust im Kindergarten“. Immer wieder kommt es zu Konflikten mit einem anderen Kind. Zunehmend wird sie auch daheim aggressiv im Umgang mit der kleinen Schwester und sich selbst.

kaseb8716Zunge:

Farbe normal, gerötetes Areal in der Mitte, „Delle“ im Lungenbereich.

Diagnose: Fall Obstipation aus Sicht der TCM

Leber-Qi-Stagnation im unteren Erwärmer (Dickdarm), LungenQi-Schwäche, verletztes MilzQi

Therapie und Verlauf:

Es wurden 8 Akupunkturbehandlungen im Abstand von einer Woche durchgeführt. Bei sehr kleinen Kindern arbeite ich zunächst nur mit der Heilsteinakupunktur (siehe Qi-Zeitschrift für Chinesische Medizin 1/15), dabei werden kleine Heilsteine mit einem Klebeflies an den Akupunkturpunkten fixiert und verbleiben bis sie abfallen oder den Kindern unangenehm werden. Folgende Punkte kamen zum Einsatz: Lu7, Di4, Ren12, 6, Ma25, Le3, Gb34, Bl23 (Verwendung der Punkte nach dem Konzept von Maciocia). Nach der ersten Behandlung hatte sie jeden Tag Stuhlgang, aber fester, ganz arg Bauchweh,  der Schnupfen kam wieder, vom Wesen her war sie noch genauso aufmüpfig, sagte aber zu sich selbst „jetzt möchte ich wirklich lieb sein“.  Die 2. Behandlung eine Woche später ergänzte ich durch eine Dauernadel an Di4 und Steine bei Lu5 („bringt Fluss in rigide Verhaltensmuster, weicht emotionale Trockenheit auf, unterstützt das Kommen-und Gehenlassen der Po-Seele“ siehe „Den Geist verwurzeln“ von Josef Viktor Müller,

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Müller, Den Geist verwurzeln

Die Namen der Akupunkturpunkte als Bindestriche in der Psychosomatik, Band1).

Kommentar der Mutter auf diese Behandlung war: „Super!“

Etwa eine Woche hat sie alle Steine und die Dauernadel belassen. Sie hatte nun jeden Tag Stuhlgang und strahlt wieder vor Freude – trotz viel Frust im Kindergarten. Der Schlaf hat sich verschlechtert. Jedoch wird im weiteren Verlauf der Schlaf zunehmend besser und das Gemüt ruhiger und friedlicher. Der Stuhlgang ist jeweils regelmäßig, solange die Dauernadeln verbleiben. Bei der 8. Behandlung nadle ich zusätzlich Du20, Steine an Ma30 und Du4. Am nächsten Tag hatte sie zum ersten Mal Stuhlgang auf der Toilette. Seitdem ist dieser bis zu 3x täglich. Wenn es im Kindergarten wieder zu Problemen kommt, lässt sie sich nicht ärgern, dreht sich um und geht.

Das Schöne an dieser Art der Behandlung ist, dass man auf sanfte Weise, dem Kind zu einer Ordnung und Ruhe (chinesisch: im Qi-Fluss) verhelfen kann. Und dies ohne das Kind zu traumatisieren. Das Kind kommt aus eigenem Antrieb zum Handeln und stolz ist über die erreichten Fortschritte.