Chronisch rezidivierende Pilzinfektion der Scheide bei angegriffener Schleimhaut
Praxisbeispiel Pilzinfektion mit westlichen Kräutern von Birgit Baur-Müller
Die 29 jährige Patientin kommt mit einer chronischen Pilzinfektion in die Praxis: Seit mehreren Monaten sind die Schleimhäute im Vulvovaginalbereich sehr trocken und rissig. Weiterhin leidet sie unter Mundtrockenheit und Nachtschweiß. Vor einem Jahr wurde die Schilddrüse wegen maligne veränderten Zellen entfernt. Seitdem ist die Therapie mit Euthyrox laut Blutwerten korrekt eingestellt worden. Vor 2 Wochen hat sie die Pille angesetzt. Außerdem leidet sie ständig unter Blähungen.
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Zungenbild 1 Pilzinfektion | Zungenbild 2 Pilzinfektion |
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Zungendiagnose:
Magen-und Lungenriss, Farbe fast normal, in der Mitte rötlich ohne Belag, insgesamt eher trocken, Spitze leicht rötlich, rote Punkte, Unterzungenvenen sind gestaut.
Pulsdiagnose:
Eher schnell, rechter Nierenpuls leer, Milz/Magen-Position „schwammig“
TCM-Diagnose:
MagenYin-Mangel, LungenQi-Schwäche, pathogener Restfaktor, HerzHitze, Blutstase
Therapieprinzip:
HerzGeist beruhigen, Yin-und Blut stärken (v.a. von Magen, Lunge und Niere)
Rezeptur mit westlichen Kräutern:
Fruct.Crataegi, Weißdornfrüchte | Tonisiert das HerzQi, stabilisiert, beruhigt und stärkt den HerzGeist, tonisiert HerzBlut und MilzQi, tonisiert das Herz- und NierenYin |
Herb.Stellariae mediae, Vogelmierenkraut | Nährt Yin und Flüssigkeiten, tonisiert das Yin von Lunge, Herz und Magen, tonisiert das Blut, tonisiert das Qi von Milz und Magen, leitet feuchte Hitze aus der Haut (Schleimhaut) |
Flos.Trifolii, Rotkleeblüten | Leitet feuchte Hitze aus der Haut (Schleimhaut), lindert Entzündung, stoppt Ausfluss, tonisiert Yin und Flüssigkeiten, tonisiert das Blut, tonisiert das LungenYin |
Rhiz.Nympheae, Seerosenrhizom | Tonisiert das Yin, befeuchtet die Schleimhäute, löst Feuchtigkeit und Schleim, kühlt LeereHitze bei NierenYin-Mangel, beruhigt den HerzGeist |
Rhiz.Polygonati odorati, Salomonsiegelrhizom | Nährt Yin und Flüssigkeiten, befeutet und kühlt den Magen, tonisiert das Milz-und HerzQi, nährt die Haut (Schleimhaut) |
Flos.Calendulae, Ringelblumenblüten | Leitet Wind-Feuchtigkeit-Hitze aus der Haut (Schleimhaut), klärt MagenHItze, tonisiert das HerzYin |
Fol.Melissae, Melissenblätter | Tonisiert das HerzYin bei nervösem Exzess, beruhigt den HerzGeist, kühlt Herz-und MagenHitze, tonisiert die Nierenessenz |
Rad.Valerianae, Baldrianwurzel | Beruhigt den HerzGeist, bewegt das HerzQi bei nervösem Exzess, kühlt HerzHitze, tonisiert das Yin von Herz und Niere, tonisiert das MilzQi, klärt MagenHitze, stimuliert das WeiQi |
Flos.Lavandulae, Lavendelblüten | Kühlt HerzFeuer, beruhigt den HerzGeist, Haut- (Schleimhaut)erkrankungen |
Herb.Pulmonariae, Lungenkraut | Tonisiert das LungenYin, leitet pathogenen Restfaktor aus, wirkt mild HerzFeuer entgegen |
Flos.Rosae, Rosenblüten | Kühlt und beruhigt den HerzGeist, kühlt MagenHitze |
Fruct.cum Sem.Cynosbati, Hagebutte | Tonisiert die Essenz |
Rad.Altheae, Eibischwurzel | Nährt das Yin und befeuchtet Trockenheit, kühlt MangelHitze, tonisiert das Magen-Yin und kühlt MagenHitze, befeuchtet und kühlt die Haut (Schleimhaut), beruhigt den Geist |
Herb.Violae tric, Ackerveilchenkraut | Leitet Wind-Nässe aus der Haut (Schleimhäute), bewegt das HerzQi, tonisiert die Nerven |
Verlauf Pilzinfektion:
Die Patientin nimmt die Kräuter als Teemischung, zu gleichen Teilen und trinkt täglich einen Liter. Dabei werden zunächst 2 Essl. mit 500ml aufgegossen (10min oder länger ziehen lassen) und anschließend die gleichen Kräuter nochmals mit 500ml Wasser überbrüht. Schon am nächsten Tag spürt sie die erleichternde Wirkung. Nach 2 Wochen kommt die telefonische Rückmeldung, dass keinerlei Beschwerden mehr vorhanden sind. Dennoch trinkt sie den Tee weiter. Auch nach weiteren 2 Monaten sind die Beschwerden nicht wieder aufgetreten.
Fazit:
Dieser Fall ist besonders interessant, da viele Frauen unter den Beschwerden von trockenen Schleimhäuten und chronisch rezidivierenden Vaginalinfekten leiden. Die dargestellten Möglichkeiten könnten hier bei einer Pilzinfektion o.ä. eine Behandlungsalternative sein. Man sollte jedoch die Rezeptur nicht kopieren, sondern individuell auf das Muster der Patientin abstimmen.
Birgit Baur-Müller, Jahrgang 1968, 2 Töchter 17 und 28 Jahre, Studium der Humanmedizin 1988 bis 1995 an der LMU München. Von 1996 bis 2003 ÄIP und Assistenzärztin in der Gynäkologie und Geburtshilfe. Seit 1996 Studium der Akupunktur und Chinesischen Medizin, zunächst bei der DÄGfA, A-Diplom für Akupunktur, anschließend bei F. Ramakers, J. Ross, G. Maciocia, B. Kirschbaum, H. Frühauf, G. Neeb, u.a. Seit 1998 niedergelassen in privater Praxis mit Schwerpunkt, neben der Akupunktur, Westliche Kräuter in der Chinesischen Medizin.